Strategie Jugendabwanderung

YOUTH OUTMIGRATION AND INDUSTRIAL CULTURE – CROSS-BORDER STRATEGY

Cross-Border Strategie „Jugendabwanderung und Industriekultur“ + Best Practise Katalog „Einbindung junger Menschen in Industriestädten“

 

    

 

>>>  DOWNLOAD der Studie „Youth outmigration and industrial culture“ <<<  (May 2022)

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ZUSAMMENFASSUNG (GER)  / Summary (ENG – see below)

Die Abwanderung junger Menschen und der demographische Wandel stellen zentrale Herausforderungen in vielen Regionen Europas dar. Jedoch fand das Thema der Jugendabwanderung in der Literatur bisher nur wenig Beachtung und offenbart somit eine Wissenslücke sowohl auf akademischer, als auch auf angewandter, politischer Ebene. Das Projekt YOUIND adressiert diese speziellen Herausforderungen im Kontext kleiner und mittelgroßer Industriestädte, welche im Kooperationsraum (Österreich-Slowenien) zahlreich vertreten und sozioökonomisch relevant sind.

Diese Strategie hebt junge Menschen als eine der bedeutendsten demographischen Gruppen für die Regionalentwicklung hervor, deren Mobilität und Bevölkerungsdynamik, Lebensstile und komplexe Alltagsbedürfnisse als eine ständige Herausforderung der Stadt- und Regionalplaner zu berücksichtigen sind. Ziel der Strategie ist es, ein besseres Verständnis der unterschiedlichen Bedürfnisse junger Menschen in Industrieregionen zu erlangen. So werden besondere für Industrieregionen relevante Push-Faktoren aufgezeigt, von traditionellen Familienwerten, über hierarchische Entscheidungsstrukturen, fehlende soziale und wirtschaftliche Infrastrukturen (z. B. Kinderbetreuung, Dienstleistungs- und Kreativwirtschaft) bis hin zu wenig differenzierten, technisch-industriell geprägten lokalen Arbeitsmärkten.

Des Weiteren wird die strategische Rolle der spezifischen „industriellen Kultur“ im Kontext von Jugendabwanderung thematisiert und auf die intrinsischen, positiven Werte und Traditionen von Industriegemeinschaften wie Solidarität, Multikulturalismus und Toleranz verwiesen. Bemerkenswert ist ebenso der vorherrschende Innovationsgeist von Individuen und Unternehmen in den Regionen. Die vorliegende Strategie beinhaltet Empfehlungen, um diese Werte für die Schaffung eines lebenswerten und kreativen Umfelds für Rückkehrende und Neuzuwandernde zu nutzen und so auch den Erhalt dieser industriellen Gemeinschaften zu sichern. Zusätzlich sollten integrative und wertschätzende Strukturen für junge Menschen, die sich für einen Verbleib in der Region entscheiden, initiiert werden.

Anhand der Analyse von acht spezifischen Herausforderungen für junge Menschen in kleinen und mittelgroßen Industriestädten, gewährt die Strategie einen mehrdimensionalen Blick auf die unterschiedlichen Wünsche und Werte junger Menschen in industriell geprägten Lebenswelten. Darauf aufbauend formuliert das Strategiepapier konkrete und gezielte politische Empfehlungen für lokale und regionale AkteurInnen, die in einem Policy Brief zusammengefasst werden.

 

SUMMARY (ENG)

Youth outmigration and demographic changes pose significant development challenges in many regions across Europe. However, the topic of youth outmigration has hardly been discussed in the literature so far, revealing a knowledge gap that exists on both an academic and a practical, applied policy level. Thus, the YOUIND project (‘Youth in industrial towns’) focused on these specific challenges in small and medium-sized industrial towns, which are numerous and perform important socioeconomic functions in the Slovenia-Austria (SI-AT) cooperation area.

This strategy paper is centred on the fact that young people represent one of the most significant demographic groups in industrial towns; their mobility and population dynamics, contemporary lifestyles and complex everyday needs present constant challenges for urban and regional planners. Therefore, the aim of this paper is to foster a common understanding of the various needs of young people living in industrial areas. Specifically, this paper pinpoints the distinctive migration patterns (push factors) that may be more relevant in industrial regions than in other regions, such as traditional family values, hierarchical decision-making structures, lack of social and economic infrastructures (e.g. child care, service economy, creative industries) or the technical and manual focus of local labour markets.

Furthermore, it highlights the strategic role of industrial culture in the context of youth outmigration. Industrial culture refers to the intrinsic positive values and traditions of industrial communities, such as solidarity, multiculturalism and tolerance. In this regard, the paper also emphasises the persistent, innovative spirit of the people and companies in these regions. Notably, the paper provides strategic advice on how to use these values to create and sustain industrial communities with distinct characteristics, thus making life more attractive to return and new immigrants. It also argues that inclusive and respectful structures should be provided for young people who decide to stay.

By analysing eight specific challenges of young people in small and medium-sized industrial towns, this strategy provides a multidimensional picture of the various desires and values of the youth in industrial settings. Based on these, a concrete and targeted policy brief is provided to aid local and regional stakeholders.

 

Über den Best Practise Katalog „Einbindung junger Menschen in Industriestädten“

Ziel dieses Katalogs ist es, erfolgreiche Beispiele für das Engagement junger Menschen im Kontext von Industriestädten vorzustellen. Die ausgewählten Beispiele zeigen Wege, die Qualität des städtischen Umfelds zu verbessern und junge Menschen zu motivieren, in einer Stadt mit überwiegend industriellem Charakter zu leben, zu arbeiten und ihre Freizeit zu verbringen. Das gesammelte Material beinhaltet mögliche Herangehensweisen, den Herausforderungen der Jugendlichen in Industrieregionen, insbesondere indem man sich mit konkreten Lebensgeschichten und sozioökonomischen Gegebenheiten auseinandersetzt, zu begegnen. Thematisch stehen die hier präsentierten Beispiele im Zusammenhang mit acht Jugendprioritäten, die in der vorangegangenen, systematischen Literaturauswertung von YOUIND analysiert wurden. Dabei handelt es sich um 1) Identität & Werte 2) Machthierarchien & soziale Inklusion 3) Beschäftigung 4) Bildung, Ausbildung & Qualifikationen 5) Kreativität & Innovation 6) Gebaute Umwelt & Infrastruktur 7) Demographie & räumliche Mobilität 8) Partizipation & Governance.

Die Liste der Good Practices umfasst zehn Industriestädte aus Österreich und Slowenien, mit jeweils fünf Beispielen. Die Auswahlkriterien sind wie folgt: Das Projekt muss sich ausdrücklich an junge Menschen richten und sollte in einem industriell-städtischen Umfeld angesiedelt sein. Hier werden auch deindustrialisierte Städte mit erhaltener Industriekultur berücksichtigt (z. B. Trbovlje). Unter anderem stützen Auszeichnungen, Medienberichterstattung, lokale Politik, ExpertInnenmeinungen die gute Bewertung der einzelnen Beispiele. Zusätzlich wird versucht anhand der Beispiele 7 Schlüsselfragen zu beantworten: Wer, was, warum, wann, wo, wie und wie viel? Strukturell ist jedes der Beispiele in fünf Abschnitte unterteilt, in denen der kontextuelle Hintergrund, das behandelte Problem, die vorgeschlagenen Lösungen, die Ergebnisse und die Empfehlungen zur Übertragbarkeit beschrieben werden. Obwohl sich die ausgewählten Beispiele inhaltlich unterscheiden, unterstreichen sie alle die Notwendigkeit der Zusammenarbeit zwischen AkteurInnen, gemeinsame Werte zu entwickeln und dadurch das vorhandene Wissen, Fähigkeiten, Infrastruktur und andere Ressourcen in Wert setzen zu können. Zu diesem Zweck stellt der Katalog zehn konkrete Beispiele, wie Industriestädte zu einem lebenswerten Ort für junge Menschen werden können, vor.