Die Österreichische UNESCO-Kommission hat mit 1. Oktober 2018 die „Bräuche der Berg- und Hüttenleute an der Steirischen Eisenstraße“ in das Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommen.
Der Antrag war zur Aufnahme wurde vom Verein Steirische Eisenstraße federführend für die bergmännischen Brauchtumsinstitutionen der Region eingebracht. Befürwortet wurde er durch zwei Fachexpertisen von Dr. Wolfgang Muchitsch (Universalmuseum Joanneum) und Dr. Lieselotte Jontes (Montanhistorischer Verein Österreich).
Mit der Anerkennung würdigt die UNESCO-Kommission das einzigartige Brauchtum, das die Identität einer gesamten Region sowie mehrerer Berufsstände prägt und bestimmend für das Bewusstsein um die Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Steirischen Eisenstraße ist. Die Bergmannstänze, das bergmännische Liedgut oder die studentischen Bräuche der Montanuniversität Leoben tragen zur erfolgreichen Bewahrung und Weiterentwicklung des Kulturerbes bei und entsprechen dem Verständnis von lebendigen Traditionen, wie es im UNESCO-Übereinkommen zur Erhaltung des immateriellen Kulturerbes, das Österreich 2009 ratifiziert hat, dargelegt ist.
Das bergmännische Kulturerbe mit speziellen Tänzen und Liedern sowie einer eigenen Festtagstracht und Feierlichkeiten hat sich über die Jahrhunderte an der Steirischen Eisenstraße entwickelt. Es wird bis heute in der noch aktiven Bergbauregion um den Steirischen Erzberg praktiziert und spiegelt die Identität der Region wider. Der Schwerpunkt der heutigen Praxis findet rund um das Fest der Hl. Barbara, Patronin der Bergleute, am 4. Dezember statt.
Das Kulturerbe der Steirischen Eisenstraße entwickelte sich direkt aus dem alltäglichen berg- und hüttenmännischen Arbeitsgeschehen der Erzgewinnung. Heute wirkt die lange Geschichte dieser Bergbauregion noch in den zahlreichen Traditionen nach und weiter: Bergmannstänzen wie dem Eisenerzer Bergmannstanz, dem bergmännischen Liedgut, der bergmännischen Frömmigkeit (u.a. praktiziert in den Mettenschichten), dem Ledersprung bei den Barbarafeiern in der Region, dem umfangreichen studentischen Brauchtum der Montanuniversität Leoben u.v.m.. Das Verbindende aller Praktiken sind die seit Jahrhunderten überlieferten Trachten, die seit 1882 in der Leobener Maßschneiderei Woschner – der letzten Schneiderei Österreichs, die den Bergkittel noch original in Handarbeit herstellt – gefertigt werden.
Die „Bräuche der Berg- und Hüttenleute an der Steirischen Eisenstraße“ umfassen unter anderem folgende Elemente:
• Bergmännischer Tänze (Männerreigentänze) wie der „Eisenerzer Bergmannstanz“ und der „Leobener „Bergmannsplattler“
• Bergmusik in ihrer Tradition und Tracht
• Jährliche Bergparaden mit Fahnenabgabe
• Ledersprung zur Aufnahme in den (Ehren-)Bergmannstand
• Bergmännisches Liedgut
• Eisenerzer Bergreim
• Bergmännische Frömmigkeit und Mettenschichten
• Bergmännisches Begräbnisbrauchtum
• Bergmannsmesse
• Die über Jahrhunderte überlieferten Trachten (der weiße „Maximilianische“ und der „schwarze“ Bergkittel)
• Die Maßschneiderei Woschner in Leoben, die als letzte Schneiderei in Österreich den Bergkittel noch original und unverfälscht in Handarbeit herstellt
• Bergstudentisches Brauchtum der Montanuniversität Leoben (Ledersprung, Philistierung, Bierauszug)
Die erfolgreiche Bergbautätigkeit am Erzberg und die traditionsreiche Montanuniversität Leoben bilden eine fundierte Basis für den langfristigen Erhalt des gelebten Kulturerbes. Die wichtigsten TrägerInnen bergmännischen Brauchtums in der Region, die bergmännischen Traditionsvereine, sind heute maßgeblich für die Weitergabe des Kulturerbes verantwortlich.
Urkundenverleihung am 12. Dezember 2018 in Schladming (Foto Freisinger)
Download:
Empfehlungsschreiben Dr. Wolfgang Muchitsch DOWNLOADVERSION
Empfehlungsschreiben Prof. Dr. Lieselotte Jontes DOWNLOADVERSION