SHIFT-X

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EU-Projekt SHIFT-X

  • Förderprogramm / Programme: Central Europe (Interreg)
  • Laufzeit / Duration: 2012 – 2014
  • Projekttitel / Project name: „SHIFT-X – Employing cultural heritage as promoter in the economic and social transition of old-industrial regions“ (Kulturerbe als Mittel zur Förderung des wirtschaftlichen und sozialen Wandels alt-industrieller Regionen)
  • Info: www.shiftx.eu

Projektpartner / Project partners:

  • Landkreis Zwickau / stellvertretend für die Region Chemnitz-Zwickau (Deutschland)
  • Bergbautourismusverein Welzow / stellvertretend für die Niederlausitz (Deutschland)
  • Verein Steirische Eisenstraße
  • Mikroregion Sokolov-Ost (Tschechien)
  • STEBO Competence Center for Community Development / Limburg (Belgien)
  • Stadt Bydgoszcz (Polen)
  • Technische Universität Bergakademie Freiberg (Deutschland)
  • Karl-Franzens-Universität Graz

Alt-industrielle Regionen waren lange Zeit nationale Zentren der wirtschaftlichen Entwicklung in Mitteleuropa. Viele von ihnen haben diese Bedeutung durch Globalisierung, Übergang von Plan- zu Marktwirtschaft sowie andere Rahmenbedingungen verloren. Vor allem wenn peripher gelegen und durch kleine und mittelgroße Städte geprägt, haben diese Regionen oft nur ihre industrielle Vergangenheit, auf die sie sich beziehen können – anders als etwa Metropolen.

Vergangene Industrien haben ein umfangreiches materielles und immaterielles Kulturerbe hinterlassen, welches wesentlich die zukünftigen Entwicklungsoptionen bestimmt.

Wie die Erfahrung zeigt, wird der Wert industriekulturell wichtiger Orte und Landschaften oft nur mit Verzögerung wahrgenommen: In vielen Fällen werden diese Relikte entweder zügig als schmutzige Symbole einer vergangenen Ära beseitigt oder verkümmern ungenutzt. Wo denkwürdige Objekte erhalten bleiben, wird dies hauptsächlich für museale Zwecke getan. In den meisten Fällen sind die gezeigten Ausstellungen jedoch wenig innovativ.

Darüber hinaus hat die industrielle Arbeit in der Regel eine starke regionale Leitkultur erzeugt. Deren langanhaltende Wirkung auch nach dem Niedergang der dominierenden Industriebranchen behindert die Entwicklung von alternativen Entwicklungspfaden. In der Außenwahrnehmung ist die industrielle Vergangenheit in der Regel negativ besetzt.

Kultureller Wandel – verstanden als Neuinterpretation vorhandener Werte – ist eine entscheidende Voraussetzung für jede nachhaltige Entwicklung in diesen strukturell benachteiligten Regionen. In der Tat werden Bemühungen, neue Entwicklungen anzuregen, mit hoher Wahrscheinlichkeit scheitern und Wohlstand (Arbeitsplätze und Einkommen), basierend auf eigenem wirtschaftlichem Erfolg, wird sich nicht einstellen, solange nicht ausreichende Aufmerksamkeit auf den kulturellen Hintergrund einer Region gerichtet wird.

SHIFT-X setzte sich mit dieser systematischen Herausforderung auseinander, der Regionen überall in Mitteleuropa gegenüberstehen. Dafür haben sich in SHIFT-X zusammengeschlossen.

Gemeinsam entwickelten sechs post-industrielle Städte und Regionen sowie zwei wissenschaftliche Einrichtungen mit Expertise auf den Gebieten der Regionalentwicklung, des Denkmalschutzes und systematischer Innovation Methoden, wie industrielles Kulturerbe zeitgemäß eingesetzt werden kann, um nachhaltige endogene Entwicklungen anzustoßen, Innovation in traditionellen Wirtschaftszweigen hervorzurufen, regionale Identitäten zu stärken sowie Imagewandel zu fördern.

Das Projekt konzentrierte sich dabei auf drei Schlüsselaspekte:

  1. Verbesserung der Management-Strukturen industriekultureller Einrichtungen,
  2. Innovation in traditionellen Produkten,
  3. Änderung der Wahrnehmung von alten Industrieregionen.

Im Mittelpunkt von SHIFT-X stand das Kulturerbe als Mittel zur Förderung des wirtschaftlichen und sozialen Wandels altindustrieller Regionen. Ein Arbeitspaket beschäftigte sich mit neuen Wegen für den Imagewandel auf Basis der Industrie- und Bergbauvergangenheit. An der Eisenstraße wurde in diesem Zusammenhang ein „Regionsbotschaftermodell“ auf Basis von 15 bestehenden Initiativen in Mitteleuropa entwickelt. Jährlich zu ernennende „Eisenstraßenbotschafter“ sollen in Zukunft die Stärken der Region glaubhaft nach außen kommunizieren. Als erster Botschafter wurde der Chefredakteur des ORF Steiermark, Gerhard Koch, in Form des Ledersprungs offiziell „inauguriert“, parallel dazu wurde erstmals eine Imagebroschüre über die Eisenstraße erstellt, die auch Gemeinden und Unternehmen als Visitenkarte der Region zur Verfügung steht.

Innovationen im Bereich Tourismus und Handwerk auf Basis des kulturellen Erbes waren ein weiterer Schwerpunkt im Projekt. Angelehnt an beispielhafte Tourismusprojekte im deutschen Kohlebergbau wurden für den Erzberg neue Angebotsmöglichkeiten entwickelt, die von geführten Wanderungen auf den Erzberg bis zur „Freiluftausstellung Oswaldirücken“ am markantesten Aussichtspunkt auf dem Erzberg reichen. Erste Angebote sollen in der Sommersaison 2015 aktiv angeboten werden. Langfristige Vision ist es, den Oswaldirücken als „Erzberg zum Anfassen“ zugängig und frei begehbar zu machen, der seinen Gästen das Handwerkszeug gibt, um den modernen Tagebau Erzberg, seine Geschichte und seine Bedeutung sinnlich zu erleben, ihn sich selbst aktiv zu erschließen, zu reflektieren und verstehen.

Weitere Aktivitäten in diesem Arbeitspaket waren Kreativworkshops mit regionalen Handwerkern und mit Designern. Entstanden sind u.a. Entwürfe für Pralinen im Erz- und Eisenblütendesign, vorrangig war es aber, die Möglichkeiten von „Design“ für Produktinnovationen in der Region zu verbreiten. Auch zeitgemäße Tools für die Erstellung elektronischer Grußkarten aus der Region wurden in Form des „Rostkarten“-Generators beispielhaft entwickelt (www.rostfest.at/rostkarte). Diese können in Zukunft eine Basis für neue moderne Marketing-Ansätze wie virales Marketing über Social Media für die Eisenstraße darstellen.

Der dritte Schwerpunktbereich lag bei der Weiterentwicklung des Museumsverbunds Steirische Eisenstraße. Neben einer Evaluierung der ersten zehn Jahre wurde über SHIFT-X eine gemeinsame Archivierung aller Museen begonnen. Ziel ist es, das Wissen über die Region und ihre Geschichte zentral zu bündeln und in Folge zugängig zu machen. Neben der Schaffung der technischen Voraussetzungen wurden die MitarbeiterInnen der Museen entsprechend geschult und ein Leitfaden für die gemeinsame Inventarisierung erstellt.

Darüber hinaus wurde im transnationalen Kontext von den Projektpartnern eine „Europäische Strategie zur Förderung des industriellen Erbes und der Industriekultur“ erarbeitet und im Oktober 2014 in Genk/Belgien verabschiedet. Das Strategiepapier wurde von allen relevanten europäischen Netzwerken und Institutionen zu dem Thema sowie einer Reihe von EU-Abgeordneten unterzeichnet. Es schließt an die Resolution 1924 des Europarates „Industriekultur in Europa“ (2013) an und fordert die Verbesserung des Schutzes und die sensiblere Nachnutzung des europäischen industriellen Erbes sowie dessen vielfältige In-Wertsetzung. In diesem Kontext möchte die Steirische Eisenstraße in Zukunft eine federführende Rolle für die Koordination industriekultureller Belange in Österreich einnehmen.

Downloads:

 Ergebnis-Broschüre SHIFT-X (deutsch)

 Summary brochure SHIFT-X (English)